Liebe Eltern,
Wichtiges zur Migräne im Kindesalter
Das bio-psycho-soziale Modell der Migräne
Psychologie: Kinder mit Migräne werden häufig als besonders feinfühlig wahrgenommen. Ihr Gehirn blendet weniger Eindrücke aus. Dadurch spüren sie besonders intensiv, wenn Spannungen in ihrem Umfeld bestehen. Oft können sie dies aber nicht so recht in Worte fassen. Da sie niemanden enttäuschen wollen, versuchen sie trotz diesem „Zuviel“, ihr Bestes zu geben. Auch versuchen Kinder mit Migräne besonders hartnäckig, schwere Aufgaben zu lösen und gelten dann als „ehrgeizig“.
Dieser Stress und die Emotionen werden in dafür spezialisierten Gehirnregionen (dem limbischen System) verarbeitet, welche in unmittelbarer Nähe zu Schmerzzentren des Gehirns liegen. Emotionale „Überladung“, „Überwahrnehmung“ oder Überforderung machen zwar keine Migräne, können aber bei Menschen mit einer entsprechenden Veranlagung einzelne Kopfschmerzattacken auslösen. Im weiteren Verlauf kann Migräne mit Ängsten, Schlafstörungen und Depressionen einhergehen.
Soziale Komponenten: Häufige und schwere Migräneattacken können, auch durch Angst vor der nächsten Attacke, zu Vermeidung von Freizeitaktivitäten und Sport sowie zu Vernachlässigung von Freunden und zu Schulverweigerung führen. Dies wirkt sich negativ auf den Alltag und die Lebensqualität des Kindes und seines sozialen Umfeldes aus.
Das Projekt moma – eine innovative Versorgung Ihres Kindes mit Migräne
Um zu überprüfen, ob eine zusätzliche Behandlung durch ein ganzes Team unterschiedlicher Berufe noch bessere Erfolge in der Migräne-Therapie erzielen kann, werden einige Sozialpädiatrische Zentren (SPZ) zufällig („randomisiert“) ausgewählt. Sozialpädiatrische Zentren sind Einrichtungen, die über ganz Deutschland verteilt eine Behandlung von komplexen kindlichen Erkrankungen anbieten. Im Projekt moma werden die ausgewählten Sozialpädiatrischen Zentren hinsichtlich einer ganzheitlichen, interdisziplinären, multimodalen Frühintervention für Kinder mit Migräne zwischen 6 und 11 Jahren geschult. Die moma-Frühintervention beinhaltet Behandlungsansätze, welche im „bio-psycho-sozialen Modell der Migräne“ dargestellt sind und die Besonderheiten von Kindern mit Migräne berücksichtigen. Daher der Name moma – modules on migraine activity. Im Rahmen dieser Frühintervention findet die Nacken- und Schultermuskulatur besondere Beachtung, da deren Verspannung sehr häufig mit Migräne einhergeht. Dehn- und Entspannungsübungen der Muskulatur werden in der moma-Frühintervention beigebracht und können zusammen mit psychologischen Tipps zu einer Verbesserung des Umgangs der Kinder mit den Kopfschmerzen und damit zu einer Verringerung der Migräne-Kopfschmerzen führen.
Kinder, die im Einzugsgebiet eines ausgewählten und geschulten Sozialpädiatrischen Zentrums leben, können von ihren Kinder- und Jugendärzt*innen dorthin überwiesen werden.
ALLEN Kinder- und Jugendärzt*innen werden vom Projekt moma die aktuellen diagnostischen Kriterien zur Verfügung gestellt, ALLE teilnehmenden Eltern erhalten eine App zur Erfassung der Häufigkeit und Stärke der Kopfschmerz-Attacken sowie deren Behandlung. Die Kinder- und Jugendärzt*innen bekommen bei den Terminen in der Praxis eine Übersicht der Daten direkt übermittelt. So können Sie und Ihre Ärzt*innen den Verlauf der Erkrankung besser beobachten und beurteilen – ein wichtiger Schritt zu einer besonders guten Versorgung Ihres Kindes.
Was bedeutet die Teilnahme am moma Projekt für Sie?
- Ihre Kinder- und Jugendärzt*innen können für die Behandlung der Migräne-Kopfschmerzen Ihres Kindes die Informationen aus der moma App nutzen.
- Sie unterstützen Ihre Ärzt*innen bei der Behandlung Ihres Kindes durch Ausfüllen der App.
- Zufällig („randomisiert“) ausgewählte Kinder- und Jugendärzt*innen bieten abhängig von Projektvorgaben einem Teil ihrer Migränepatienten im Alter von 6 bis 11 Jahren die Überweisung in ein SPZ an (Interventionsgruppe Praxis+SPZ). Dort erfolgt die im Projekt moma entwickelte, strukturierte ganzheitliche Frühintervention der Kopfschmerzen Ihres Kindes.
- Sie erlauben uns, die von Ihren Ärzt*innen, den SPZ Mitarbeiter*innen und Ihnen erfassten Daten pseudonymisiert (nur mit für andere unkenntlichem Kürzel statt Namen) zu nutzen, um herauszufinden, ob eine zusätzliche multimodale Frühintervention im SPZ Kindern mit Migräne noch besser hilft, als die reguläre Behandlung bei den Kinder- und Jugendärzt*innen.